G 08090
Jahrgang 38
1/ 2008
Archäologisches
Korrespondenzblatt
Urgeschichte
Römerzeit
Frühmittelalter
Herausgegeben vom
Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz
in Verbindung mit dem
Präsidium der deutschen Verbände für Archäologie
REDAKTOREN
Paläolithikum, Mesolithikum: Michael Baales · Nicholas J. Conard
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Die Redaktoren begutachten als Fachredaktion die Beiträge (peer review).
Das Archäologische Korrespondenzblatt wird im Arts & Humanities Citation Index®
sowie im Current Contents® /Arts & Humanities von Thomson Scientific aufgeführt.
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und Manuela Struck (M. S.).
Beiträge werden erbeten an die Mitglieder der Redaktion oder an das
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Redaktion bittet um eine allgemeinverständliche Zitierweise (naturwissenschaftlich oder in Endnoten) und
empfiehlt dazu die Richtlinien für Veröffentlichungen der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt
am Main und die dort vorgeschlagenen Zeitschriftenabkürzungen (veröffentlicht in: Berichte der RömischGermanischen Kommission 71, 1990 sowie 73, 1992). Zur Orientierung kann Heft 1, 2006 dienen.
ISSN 0342 – 734X
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages
© 2008 Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums
Redaktion und Satz: Manfred Albert, Evelyn Bott, Hans Jung, Anne Schmittlutz, Martin Schönfelder
Herstellung: gzm Grafisches Zentrum Mainz Bödige GmbH und Horst Giesenregen GmbH, Mainz
Sonderdruck aus
Archäologisches
Korrespondenzblatt
Jahrgang 38 · 2008 · Heft 1
Herausgegeben vom
Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz
in Verbindung mit dem
Präsidium der deutschen Verbände für Archäologie
CHRISTOPH EGER
VIELTEILIGER GÜRTEL ODER SPATHAGURT?
ZU DEN GOLDENEN PRESSBLECHBESCHLÄGEN
AUS DEM MUSEU D’ARQUEOLOGIA DE CATALUNYA
Vor wenigen Jahren hat M. Schmauder drei goldene Beschläge mit Tier- und Pflanzenornamentik aus dem
Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona, publiziert, die er für Besatzstücke eines vielteiligen Gürtels
hielt 1. Die Stücke sind sowohl hinsichtlich ihrer Ornamentik als auch für die Frage nach der Existenz vielteiliger Gürtel auf der Iberischen Halbinsel von außerordentlichem Interesse. Den äußeren Anlass, sich erneut mit den Beschlägen zu beschäftigen, bot die in Angriff genommene monographische Vorlage der
westgotenzeitlichen Kleinfunde aus dem Museu d’Arqueologia de Catalunya. Dabei wurden neue Ergebnisse erzielt, die vorab vorgestellt seien 2.
Die drei U-förmigen Beschläge aus Gold (Abb. 1a-c) gehören zu den kostbarsten westgotenzeitlichen
Kleinfunden der Sammlung Mateu, die das Museu d’Arqueologia de Catalunya in den 1930er Jahren erwarb. Ihr genauer Fundort ist unbekannt, auch wenn das Gräberfeld Castiltierra (Prov. Segovia) als eine der
möglichen Quellen gilt 3. Die Beschläge bestehen aus einem dünnen Blech von 3,4 × 2,4 bzw. 3,5 × 2,4 cm,
an dessen Rand ein tordierter Draht angelötet ist. In den oberen Eckbereichen sowie am Scheitelpunkt des
halbrunden Abschlusses befinden sich drei Löcher für die verlorenen Nietstifte. Die Stücke sind praktisch
gleichgroß – die Abweichungen liegen innerhalb eines Millimeters –, und sie wurden mit demselben Model
gepresst. Der figürliche und vegetabile Dekor setzt sich aus fünf Elementen zusammen. In der oberen Beschlaghälfte sind zwei greifvogelähnliche Tiere gegenständig abgebildet, die sich mit ihren leicht gebogenen Schnabelspitzen und mit ihren erhobenen Klauen berühren. Die Augen waren mit Kreisaugen ange-
Abb. 1 a-c Besatzstücke von unbekanntem Fundort in der Provinz Segovia, Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona. – Gold. –
(Photo À. Casanovas i Romeu, Barcelona). – M. = 2:1.
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Abb. 2 Besatzstücke von unbekanntem Fundort in der Provinz Segovia, Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona: a Rückseite von
Abb. 1c. – b schematische Umzeichnung der
Goldbeschläge, vor Ausstanzung der Nietlöcher.
(Zeichnung W. Nestler, Freiburg). – M. = 1,5:1.
geben, wurden jedoch bis auf eines für die Nietlöcher ausgestanzt (Abb. 1c; 2). Im Gegensatz zur überproportional großen Kopf- und Halspartie sowie den großen Füßen nimmt sich der Vogelkörper, auf dem
sechs Punkte das Gefieder andeuten, recht klein aus. Er endet in einem nach außen eingerollten Schwanz.
In der unteren Beschlaghälfte steht eine dreiblättrige Vollpalmette mit zentralem, lanzettförmigen Blatt im
Zentrum. Sie entwächst einem kleinen, annähernd runden Knoten mit sichelförmigen Eindrücken. Zu beiden Seiten der Palmette sind zwei weitere Tierfiguren spiegelsymmetrisch angeordnet. Sie stoßen am Scheitelpunkt mit ihren geöffneten, länglich zugepitzten Mäulern aneinander. Ihre Leiber sind in das Viertelrund
des Beschlagrandes eingepasst und laufen in einen schmalen Grat aus, der sich in zwei seitlich herabfallende Enden gabelt.
ZUR ORNAMENTIK DER BESCHLÄGE
Für die Deutung des Dargestellten kann auf die Ergebnisse Schmauders zurückgegriffen werden. Bei aller
Schwierigkeit, die ornamentalen Vogeldarstellungen zu bestimmen, sprechen doch die großen Klauen und
das eingerollte Schwanzende für die aus dem östlichen Mittelmeerraum stammende mythische Vogelfigur
des Greifs4. In Westeuropa sind Greifendarstellungen in der frühmittelalterlichen Kleinkunst besonders im
westschweizerischen und südostfranzösischen Raum verbreitet und dort schon ab dem ausgehenden 5. Jahrhundert zu fassen 5. Möglicherweise nahm das Motiv von hier aus seinen Weg südwärts der Pyrenäen. Im
späten 6. Jahrhundert und der Zeit um 600 treten auf der Iberischen Halbinsel scheinbar unvermittelt eine
Reihe von Gürtelschnallen mit festem Beschlag auf, die den Greif nach burgundischem Vorbild als Durchbruchornament zeigen 6. Allerdings ist der Frage nach einer bodenständigen, im Römischen wurzelnden Tradition des Greifenbildes auf der Iberischen Halbinsel noch nicht ausreichend nachgegangen worden. Greifen
sind gelegentlich auch in der westgotenzeitlichen Bauplastik dargestellt.
Bei den gegenständigen Tieren auf der unteren Bildhälfte handelt es sich um Fische, wie Schmauder anhand ähnlicher Darstellungen auf Beschlägen italischer Herkunft zeigen konnte, darunter Bestandteile
einer vielteiligen Gürtelgarnitur byzantinischer Art aus Lucca 7. Ebenso ist das Motiv auf einem zugespitzt
wappenschildförmigen Goldbeschlag aus der Sammlung Demirjian zu sehen, der angeblich aus Spanien
stammt 8. Vor allem die italischen Stücke ermöglichen es, das stark vegetabilisierte Endstück der Barcelonaer
Fische als Schwanzflosse zu identifizieren.
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Eger · Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt?
Abb. 3 Beschläge eines byzantinischen
vielteiligen Gürtels aus Grab 53 von Kiskőrös-Pohibuj Mackó (Kom. Bács-Kiskun). –
Nach Garam (Anm. 9), 362 Taf. 111, 3. –
M. = 1:1.
Nicht nur die einzelnen Bildelemente, auch die Bildkomposition entspringt ostmediterranen Vorlagen. Die
um eine Pflanze gegenständig angeordneten Tiere, besonders Vögel, sind ein beliebter Darstellungstyp des
Lebensbaumes, der sich beispielsweise auf byzantinischen Gürtelgarnituren (Abb. 3) und Sattelbeschlägen
wiederfindet 9. Aufgrund seiner christlichen Ausdeutung fand das Motiv im ganzen frühmittelalterlichen
Europa Verbreitung 10. Innerhalb der Iberischen Halbinsel war der von Tieren umstellte Lebensbaum schon
in der spätantiken Sarkophagplastik bekannt und wurde in westgotischer Zeit auch in die kirchliche Bauplastik aufgenommen 11. Die Bauplastik liefert auch Beispiele für antithetische Fische oder Delphine 12. Für
die Verbindung von Greifen und Fischen fehlt meines Wissens eine direkte Vorlage, jedoch kann möglicherweise das schon in antiker Zeit bekannte Motiv von Adler und Fisch, das in der Spätantike wie der Lebensbaum christlich uminterpretiert wurde, als Anregung gedient haben 13. Ein Einfluss des ost- oder mittelmediterranen Kunsthandwerkes macht sich ferner in der Binnenzier der Tierleiber bemerkbar, die auf der
byzantinischen Komma-Ornamentik fußt.
Die etwas unsichere Umsetzung besonders der Fische könnte ein Indiz dafür sein, dass die Goldbeschläge
keine byzantinischen Originale sind, sondern außerhalb des Reichsgebietes entstanden 14. In erster Linie
kommt natürlich eine Anfertigung auf der Iberischen Halbinsel selbst in Frage und hierfür lassen sich auch
aussagekräftige Belege anführen. Das gegenständige Greifenmotiv ist auf einer Bronzegussschnalle mit
Scharnierbeschlag vom Typ Albelda de Iregua aus Hinojar del Rey variiert (Abb. 4; 5b-c) 15. Die einzelnen
Beschlagfelder schmückt eine qualitätvolle und komplexe Ornamentik aus Tier- und Pflanzenteilen. Im vorderen und hinteren Beschlagfeld ist jeweils eine Variante des Lebensbaummotivs zu sehen. Die beiden übereinander angeordneten Lebensbäumchen des hinteren Beschlagfeldes bestehen wie bei den Beschlägen
aus Barcelona aus einer dreiblättigen Palmette mit lanzettförmigem und Punkt- und Komma verzierten
Mittelbatt. Bei näherem Hinsehen wird man gewahr, dass das obere Bäumchen von zwei Greifen gehalten
wird, die sich mit ihren erhobenen, stark stilisierten Klauen ganz nach dem Vorbild der Goldbeschläge berühren. Ihr hinterer Leib gabelt sich dagegen auf. Das nach innen gewundene Ende geht in die untere Palmette über, während das nach außen gebogene Ende sich zu einem weiteren Vogelkopf und einem spitzschmalen Schwanzende auftrennt.
Greifen werden auch in den beiden flügelförmigen Mittelfeldern des Beschlags wiedergegeben. Ihre Kopfform und der sich aufbäumende nach hinten geworfene Oberkörper mit nach oben gerichtetem, am
Nacken anliegenden Flügel/Schwanz lassen sich trotz des Größenunterschiedes unmittelbar mit den kleineren Greifen der Goldbeschläge vergleichen. Auch die Stilisierung des Gefieders mittels Punktdekor kehrt,
um Komma-Punzen ergänzt, bei den Greifen von Hinojar del Rey wieder. Es sind aber auch auffällige Unterschiede auszumachen. Die für das Lebensbaummotiv unerlässliche gegenständige Anordnung ist auf den
Mittelfeldern des Beschlags aus Hinojar del Rey aufgegeben. Beide Greifen schauen nach links. Weiterhin
sind die erhobenen Beine, die bei der gewählten Bildaufteilung ohnehin sinnlos wären, fortgelassen. Be-
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Abb. 4 Schnallenbeschlag aus Hinojar del Rey (Prov. Burgos).
(Photo Hirmer Fotoarchiv, München). – M. = 1,5:1.
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Eger · Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt?
zeichnender ist aber, dass Flügel und aufgebogener
Schwanz – wie schon für das hintere Beschlagfeld
beschrieben – zu einem Bildelement verschmolzen
sind, das diesmal die Form einer zweiblättrigen Halbpalmette angenommen hat. Ferner ist der Greifenleib
um ein S-förmiges Rankenornament verlängert, von
dem ein kleinerer Seitentrieb abzweigt, der in einen
Vogelkopf mündet. Auch der spitzoval endende
Haupttrieb kann aufgrund der Punkt-Komma-Ornamentik als Tierkopf angesprochen werden. Eine Deutung fällt jedoch ausgesprochen schwer. Es erscheint
aber nicht abwegig, hierin die völlig missverstandenen
Fische der Beschläge aus Barcelona zu erblicken
(Abb. 5a).
Anders als der Goldschmied, der die Modeln für die
Pressblechbeschläge aus Barcelona herstellte, war der
Bronzegießer von Hinojar del Rey ganz der westgotenzeitlichen Tier- und Ranken-Ornamentik verpflichtet.
Ihre Grundzüge hat schon Åberg 1923 herausgestellt 16. Das gegenständige Greifenpaar mit Lebensbäumchen (und Fischen?) ist in den einzelnen Bildfeldern zu einem kurvolinearen Rankenwerk mit Tierköpfen umgeformt worden, hinter dem die ursprüngliche Vorlage zurücktritt. Dennoch lassen die ikonographischen Bezüge kaum daran zweifeln, dass der
Schnalle aus Hinojar del Rey dasselbe byzantinische
Motiv zugrunde lag, auf das auch der Meister der Barcelonaer Beschläge zurückgriff. Dieser verarbeitete die
Vorlage noch deutlich getreuer. Stilistische Eigenheiten
geben jedoch zu erkennen, dass es sich auch hierbei
um westgotenzeitliche Goldschmiedearbeiten handelt.
Goldene Pressblechbesätze in U- oder Schildform waren im Byzantinischen vor allem im zweiten und dritten
Viertel des 7. Jahrhunderts gebräuchlich 17. Dies bietet
einen vorläufigen Ansatz für die Beschreibung der Beschläge aus Barcelona, denn über den ikonographischen Vergleich mit der Schnalle aus Hinojar del Rey
können sie nur allgemein dem 7. Jahrhundert zugeordnet werden. Der Schnallentyp gehört in Phase 5 der
westgotenzeitlichen Chronologie nach Ripoll, welche
das 7. bis frühe 8. Jahrhundert umfasst 18. Eine feinchronologische Untergliederung dieses langen Zeitraumes steht ebenso aus wie eine eigene Behandlung
der westgotenzeitlichen Tier- und Ranken-Ornamentik
und ihrer Entwicklung.
Abb. 5 a Ornament der Goldbeschläge aus dem Museu d’Arqueologia de Catalunya, Barcelona. – b-c Ornamente des Schnallenbeschlags aus Hinojar del Rey. (Zeichnung W. Nestler, Freiburg). – Ohne M.
ZUR FUNKTION DER BESCHLÄGE
Nach Größe, Form und Zahl hielt Schmauder die drei Beschläge für Besatzstücke einer vielteiligen Gürtelgarnitur 19. Sie wären damit einer der ganz raren Belege für diese Gürtelform auf der Iberischen Halbinsel
und im westlichen Mittelmeerraum überhaupt. Aus den Gräberfeldern Zentralkastiliens und den romanischen Nekropolen der Baetica fehlen Hinweise auf vielteilige Gürtel. Das gelegentlich genannte Goldblech
aus Grab 10 von Daganzo de Arriba (Prov. Madrid) dürfte von einem Messerortband stammen, während
der mehrteilige Gürtelbesatz aus Grab IV von Villanueva del Rosario (Prov. Málaga) nichts mit einem vielteiligen Gürtel gemein hat, sondern in der Tradition spätrömischer Militärgürtel steht 20. Das Ausbleiben der
vielteiligen Gürtel in Spanien kann nicht pauschal mit der Beigabensitte und Chronologie der Gräberfelder
begründet werden. Auf den westgotischen Nekropolen Zentralkastiliens wurden die Toten bis ins ausgehende 6. Jahrhundert mit persönlichem Zubehör bestattet. Erst danach nehmen Beigabenspektrum und
-intensität deutlich ab, obwohl auch noch im 7. Jahrhundert gelegentlich Schmuck und Trachtzubehör
(Schnallen) im Grab angetroffen werden. Der frühe Horizont vielteiliger Gürtel, der im langobardischen
Italien schon im letzten Viertel des 6. Jahrhunderts fassbar wird 21, hat Spanien demnach höchst wahrscheinlich nicht erreicht. Eine Fundlücke infolge der geänderten Beigabensitte ist hingegen für das 7. bis
frühe 8. Jahrhundert bedenkenswert. So handelt es sich bezeichnenderweise bei dem einzigen Beschlagstück eines vielteiligen Gürtels mit gesichertem Fundort von der Iberischen Halbinsel um einen Siedlungsfund. Der bichrom tauschierte Vertikalbeschlag mit Achterende (Abb. 6a) kam in der bis in das 8. Jahrhundert hinein genutzten Villa von Saucedo, Prov. Toledo, zutage 22. In Anlehung an die Chronologie verwandter Stücke aus Süddeutschland und dem langobardischen Italien datierte Sasse ihn in das späte 7. bis frühe
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Abb. 6 Beschläge vielteiliger Gürtel aus dem Westgotenreich. a Vertikalbeschlag aus Saucedo, Prov. Toledo (nach Sasse / Castelo
Ruano / Ramos Sáinz [Anm. 20], 167 Abb. 1). – b Silberner Knebelbeschlag von unbekanntem Fundort, Südfrankreich oder Spanien
(Zeichnung Verf.). – M. = 1:1.
8. Jahrhundert (entsprechend Gruppe A nach Stein), obgleich man heute einen etwas früheren Ansatz in
die Jahrzehnte um 670/80 vorzieht 23. Ein zweites Stück, dessen Provenienz mit Südfrankreich oder Spanien
angegeben wird, stammt dagegen aus dem Kunsthandel (Abb. 6b) 24. Der silberne Knebelbeschlag, dessen
Schauseite von einem Perlband eingefasste Gamadien, tropfenförmige Ornamente und Kommapunzen
ziert, gehört zu einem vielteiligen Gürtel byzantinischer Art aus der ersten Hälfte bis Mitte des 7. Jahrhunderts. Ohne gesicherten Kontext ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob der Knebelbeschlag mit den byzantinischen Truppen, die 552 einen breiteren Küstenstreifen im Südosten Spaniens erobert hatten und
noch bis 625 ein kleines Gebiet um Cartagena halten konnten, ins Land gekommen ist, oder einem westgotischen Söldner gehörte – falls er überhaupt vom spanischen Festland stammt und nicht von den seit 534
in byzantinischen Händen befindlichen Balearen.
Die schmale Materialbasis verdeutlicht hinlänglich, dass man derzeit kaum von einer breiteren Rezeption
vielteiliger Gürtel auf der Iberischen Halbinsel ausgehen kann. Insofern wären die Beschläge aus dem Museum von Barcelona exzeptionell. Anhand zweier Grabfunde mit ähnlichen Beschlägen kann jedoch nachgewiesen werden, dass die drei Stücke zu einer anderen Art von Gürtelbesatz gehörten.
In dem großen, aber nach wie vor weitgehend unpublizierten Gräberfeld von Castiltierra, Prov. Segovia,
wurde während der Kampagne 1934-35 kurz vor Grabungsende das Kriegergrab 211 freigelegt, das – für
westgotische Verhältnisse völlig ungewöhnlich – mit einer Spatha ausgestattet war 25. Das Schwert lag zur
Linken des Toten, dem außerdem noch eine Glasschale, ein Krug und ein Messer mitgegeben worden
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Eger · Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt?
Abb. 7 Castiltierra Grab 211 (Prov. Segovia): Beschläge, Ortband und Messer. – Nach Menéndez Pidal (Anm. 25), 691 Abb. 457. –
Ohne M.
waren. An und unter dem Schwert tauchten drei goldene filigranverzierte Beschläge auf, welche die Form
eines an den Längsseiten gewellten Wappenschildes haben (Abb. 7). Sie weisen bezüglich Machart und
Verzierung identische Züge auf, unterscheiden sich jedoch in den Maßen. Der mittlere Beschlag ist deutlich
breiter und auch wenige Millimeter länger als die beiden übrigen, gleichgroßen Stücke. Die Schauseite des
breiten Beschlages ist durch ein Kreuz mit zwei Querbalken aus geflochtenem Draht unterteilt. Die gesamte
Fläche zieren achter- und flechtbandförmige Filigranauflagen. Besondere Beachtung verdient der tiergestaltige Randdekor. Auf der oberen und unteren Hälfte sind jeweils Schlangenleiber zu sehen, die zu beiden
Seiten in gegenständig angeordneten Tierköpfen mit geöffneten Mäulern enden 26. Das Motiv der doppelköpfigen Schlange kommt auf Schnallen aus dem westlichen Frankenreich vor 27. Von der Iberischen Halbinsel sind die Schlangen der Schnalle von Estables, Prov. Guadalajara, bekannt, die dort als Enden eines
Lebensbaumes über zwei gegenständigen Löwen erscheinen 28. Nicht zuletzt wegen des maskengestaltigen
Schilddorns mit Kreuzzeichen ist die Darstellung der Schnalle von Estables christlich zu interpretieren. Auf
den Beschlägen aus Grab 211 von Castiltierra sichert das keinesfalls rein ornamental zu verstehende Kreuz
aus Flechtdrahtarmen eine christliche Deutung ab. Es tritt hier an die Stelle des Lebensbaumes, wie er – in
Gestalt einer kleinen dreiblättrigen Vollpalmette auf den Beschlägen von Barcelona abgebildet ist. Die Beschläge wurden mit fünf bzw. drei Nieten befestigt, wobei die beiden Niete in den oberen Eckbereichen
genau wie bei den Beschlägen aus Barcelona das Tierauge markieren. Leider ist die Lage der Beschläge
nicht auf den publizierten Grabungsfotos zu sehen. Die Ausgräber, E. Camps Cazorla und J. M. de Navascués, hielten im Grabungstagebuch aber ausdrücklich fest, dass die Stücke nicht zum Besatz der Schwertscheide, sondern zum Gürtel zu gehören scheinen (»no parecen de la misma vaina, sino de cinturón«) 29.
L. Balmaseda, der die Inventare der Kampagne von 1934-35 derzeit zur Publikation vorbereitet, geht davon
aus, dass die Stücke zum Wehrgehänge gehören 30. Das in gleicher Technik, nämlich mit Filigranauflage,
aber vereinfachter Ornamentik hergestellte Messerortband unterstützt zusätzlich die Interpretation der drei
Beschläge als Besatz des Waffengurtes. Offenbar besaß der vornehme Krieger eine einheitliche Ausrüstung,
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Abb. 8 Madrona Grab 222 (Prov.
Segovia). – Nach Molinero Pérez
(Anm. 32), Taf. 82. – M. = 2:3.
bestehend aus Messer und Spatha mit zugehörigen Scheiden und Gehängebesatz. Vor allem aber belegt
der ungestörte Grabungsbefund, dass es sich bei den drei Beschlägen um einen vollständigen Satz handelt.
Über die im Becken angetroffene Schnalle mit festem Durchbruchbeschlag vom Typ Krainburg ist das Grab
in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts bis um 600 datierbar 31.
Ähnliche Beschläge wurde von Molinero Pérez in Grab 222 von Madrona (Prov. Segovia) gefunden, ohne
dass wir dort über die Befundlage und die Zusammensetzung des Inventars hinreichend informiert wären
(Abb. 8) 32. Der Grabfund ist wie das gesamte Gräberfeld nur in Abbildungen vorgelegt. Erst mit der Veröffentlichung der vollständigen Grabungsdokumentation, die A. Jepure in seiner noch unveröffentlichten
Dissertation besorgt hat, wird der Befund genauer zu beurteilen sein. Allem Anschein nach verteilen sich
die Beigaben auf eine Frauen- und eine Männerbestattung. Dem Mann können mindestens eine, wohl eher
zwei der beschlaglosen Schnallen, darunter vermutlich diejenige mit großem Schilddorn, die Gürtelhafte
und zumindest ein Teil des eisernen Gerätes zugeordnet werden. Außerdem haben ihm auch die drei
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Eger · Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt?
wappenschildförmigen, seitlich eingekehlten Beschläge (Abb. 8i-l) gehört, für die eine Beckenlage gesichert ist 33. Sie sind wie die Stücke aus Grab 211 von Castiltierra filigranverziert, zeigen aber ein wesentlich schlichteres Muster aus S-Ornamenten. Ihre Funktion bleibt etwas rätselhaft. Sollten sie – wie zuvor für
Castiltierra, Grab 211, dargelegt – zum Schwertgurt gehört haben, so müsste man davon ausgehen, dass
nur der Gurt, nicht aber das Schwert den Weg ins Grab fand, oder aber die Beschläge zierten hier den Leibgurt. Möglicherweise war im Westgotenreich beides identisch, denn es fällt auf, dass aus dem gut dokumentierten Kriegergrab aus Castiltierra keine zweite Schnalle vorhanden ist, die auf einen getrennten Leibund Schwertgurt hinweisen könnte. Das Inventar der Doppelbestattung von Madrona lässt sich auf das
zweite bis dritte Viertel des 6. Jahrhunderts eingrenzen. Ausschlaggebend für die Datierung sind das zur
Frauenbestattung gehörige Bügelfibelpaar vom Typ Alarilla 34 und die Schilddornschnalle.
ERGEBNISSE
Aus dem Vorangegangenen ergibt sich, dass die U-Beschläge von unbekanntem Fundort in der Provinz
Segovia sowie die Beschläge aus Grab 211 von Castiltierra und Grab 222 von Madrona als Besatz eines
Schwert- oder Leibgurtes gedient haben. Den aussagekräftigsten Befund liefert in dieser Hinsicht Castiltierra, wo die Beschläge am und unter dem Schwert zum Vorschein kamen. Es handelt sich um dreiteilige
Beschlagsätze, die in dieser Art nur von der Iberischen Halbinsel bekannt sind. Mit merowingerzeitlichen
Spathagurtbeschlägen haben sie nichts gemein 35, auch nicht mit vielteiligen Gürteln, obschon die Beschläge aus Barcelona in Größe und Form byzantinischen Pressblechbeschlägen solcher Garnituren gleichen. Ihre Dreizahl ließe eher an eine Verbindung zu den aus dem westlichen Frankenreich bekannten
mehrteiligen Garnituren denken. Insbesondere ist auf die mediterran beeinflusste Garnitur aus Grab 147
von Lausanne-Bel Air mit ihrem Satz aus drei zungenförmigen Nebenbeschlägen hinzuweisen 36. Solche
Garnituren scheiden jedoch aufgrund ihrer späten Zeitstellung um die Mitte des 7. Jahrhunderts und aufgrund ihrer Zusammensetzung, für die außer den Nebenbeschlägen eine Schnalle mit gleichartigem Beschlag und Gegenbeschlag üblich ist, als Vorbilder der spanischen Garnituren aus. Formenkundlich stehen
sich die Stücke aus Castiltierra Grab 211 und Madrona Grab 222 nahe. Es handelt es sich um schildförmige,
seitlich eingekehlte bzw. profilierte Beschläge mit Filigranauflagen, die der Mitte bis zweiten Hälfte des
6. Jahrhunderts zugewiesen werden können. Etwas jünger sind die U-förmigen Pressblechbeschläge aus
Barcelona, die bereits in das 7. Jahrhundert gehören. Wegen der ganz überwiegenden Waffenlosigkeit und
der schon ab dem späten 6. Jahrhundert stark reduzierten Beigabensitte im spanischen Westgotenreich ist
diese besondere Form des Gurtbesatzes nur allzu selten überliefert.
Anmerkungen
1) M. Schmauder, Eine vielteilige Gürtelgarnitur aus dem westgotenzeitlichen Spanien? Zu drei Goldblechbesätzen aus Castiltierra, Segovia (Spanien). In: E. Pohl / U. Recker / C. Theune
(Hrsg.), Archäologisches Zellwerk. Beiträge zur Kulturgeschichte in Europa und Asien. Festschrift für Helmut Roth zum
60. Geburtstag. Internat. Arch. Stud. Honoraria 16 (Rahden/Westf. 2001) 447-459.
3) Zur Herkunft der westgotenzeitlichen Kleinfunde des Museums vgl. M. Almagro Basch, Materiales visigodos del Museo
Arqueológico de Barcelona. Mem. Mus. Arqu. Prov. 8, 1947,
56. Deutlich vorsichtiger ders., Mem. Mus. Arqu. Prov. 9/10,
1948-49, 32-33.
2) Die Monographie wird durch R. Hofmann, Tüchersfeld, À.
Casanovas i Romeu, Barcelona, und den Verfasser vorbereitet.
5) Schmauder (Anm. 1) 450. – M. Aufleger, Tierdarstellungen in
der Kleinkunst der Merowingerzeit im westlichen Frankenreich (Mainz 1997) 73-76.
4) Vgl. Schmauder (Anm. 1) 449-451. – Der persische Senmurv
ist wegen der Kopfform auszuschließen.
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6) Vgl. H. Zeiss, Die Grabfunde aus dem spanischen Westgotenreich (Berlin, Leipzig 1934) Taf. 15, 3-6.
7) Schmauder (Anm. 1) 450-451 Abb. 3-4.
8) Tesoros de la edad oscura. Catálogo de exposición, Fundación
Bancaja 2002 (Valencia 2002) 128 Nr. 166 (statt einer Herkunftsangabe findet sich allerdings nur die ethnische Zuweisung »Visigodos«).
9) Gürtelbeschläge: E. Garam, Funde byzantinischer Herkunft in
der Awarenzeit vom Ende des 6. bis zum Ende des 7. Jahrhunderts (Budapest 2001) 362 Taf. 111. – Sattelbeschläge:
H. Dannheimer, Ostmediterrane Prunksättel des frühen Mittelalters. Bilder altiranischer Helden und Dämonen. Mit einem
Beitrag von R. Gebhard. Bayer. Vorgeschbl. 65, 2000, 198199 Taf. 27-28.
10) Schmauder (Anm. 1) 450; K. Banghard, Eine frühmittelalterliche Gürtelgarnitur und ihre Motivgeschichte. Arch. Nachrichten Baden 59, 1998, 24-35 bes. 31-33.
11) H. Schlunk / Th. Hauschild, Hispania Antiqua. Die Denkmäler
der frühchristlichen und westgotischen Zeit (Mainz 1978)
Taf. 31 (Sarkophagdeckel des Ithacius aus Oviedo); Taf. 134135 (Vierungskämpfer und Kämpferkapitell, San Pedro de la
Nave).
12) S. Vidal Álvarez, La escultura hispánica figurada de la antigüedad tardía (siglos IV-VII) (Murcia 2005) Taf. 6, 2; 36, 1.
13) F. Mütherich, Der Adler mit dem Fisch. In: H. Roth (Hrsg.), Zum
Problem der Deutung frühmittelalterlicher Bildinhalte (Sigmaringen 1986) 317-340. – Vgl. Schmauder (Anm. 1) 451.
14) Schmauder (Anm. 1) 451.
15) G. Koenig in: H. Roth (Hrsg.), Kunst der Völkerwanderungszeit. Propyläen Kunstgeschichte. Supplementband (Berlin
1979) 149 Taf. 61b. – Zum Typ Albelda de Iregua vgl. W. EbelZepezauer, Studien zur Archäologie der Westgoten vom 5. bis
7. Jh. (Mainz 2000) 70-71.
16) N. Åberg, Die Franken und Westgoten in der Völkerwanderungszeit (Uppsala, Leipzig, Paris 1923) 231-240.
17) Schmauder (Anm. 1) 454.
18) Zuletzt mit geringfügigen Änderungen ihrer früheren Tabellen: G. Ripoll, Toréutica de la Bética (siglos VI y VII d. C.) (Barcelona 1998) 61 Abb. 4.
19) Schmauder (Anm. 1) 452.
20) Als vielteiliger Gürtel bezeichnet bei B. Sasse / R. Castelo Ruano / M. L. Ramos Sáinz, Las placas de cinturón múltiple hispanovisigodas. A Propósito de la hallada en Saucedo, Talavera La
Nueva (Toledo). Archivo Español Arqu. 68, 1995, 165-187
bes. 185. – Zur Herleitung des mehrteiligen Gürtelbesatzes
der Garnitur aus Villanueva del Rosario Grab IV s. J. Kleemann, Vielteilige Gürtelgarnituren spätantiker Tradition aus
Andalusien. Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 34, 1993, 26-34. Verwirrend ist, dass Kleemann ebenfalls von vielteiligen Gürtelgarnituren spricht, obwohl anderes gemeint ist.
21) Zur Chronologie vgl. C. Rupp, La necropoli longobarda di Nocera Umbra (loc. Il Portone): l’analisi archeologica. In: Umbria
longobarda. La necropoli di Nocera Umbra nel centenario della scoperta. Roma, Museo dell’Alto Medioevo 19 aprile-26
ottobre 1997 (Rom 1997) 23-40.
22) Sasse / Castelo Ruano / Ramos Sáinz (Anm. 20).
23) Sasse / Castelo Ruano / Ramos Sáinz (Anm. 20) 179-182; vgl.
F. Stein, Adelsgräber des achten Jahrhunderts in Deutschland.
Mit einem Beitrag von F. Prinz (Berlin 1967) 54-58. 104-108.
124
Eger · Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt?
– In den letzten Jahren wurde die relativ- und absolutchronologische Stellung der waben- und steifentauschierten Garnituren allerdings modifiziert, vgl. dazu die Diskussion bei F. Siegmund, Merowingerzeit am Niederrhein. Die frühmittelalterlichen Funde aus dem Regierungsbezirk Düsseldorf und dem
Kreis Heinsberg (Köln, Bonn 1998) 220-221; zuletzt zu den
italischen Vorkommen: St. Keim, Kontakte zwischen dem alamannisch-bajuwarischen Raum und dem langobardenzeitlichen Italien (Rahden/Westf. 2007) 60-61.
24) Byzanz. Das Licht aus dem Osten. Kult und Alltag im Byzantinischen Reich vom 4. bis 15. Jahrhundert. Katalog der Ausstellung im Erzbischöflichen Diözesanmuseum Paderborn
2001 (Mainz 2001) 340 Nr. IV.86.
25) Ebel-Zepezauer (Anm. 15) 210; R. Menéndez Pidal (Hrsg.),
Historia de España III. España visigoda (2Madrid 1963) 374375 Abb. 118-119; L. Balmaseda, Estudios e intervenciones
recientes sobre ajuares funerarios de época visigoda en el
MAN. In: J. López Quiroga / A. M. Martínez Tejera / J. Morín
de Pablos (Hrsg.), Gallia e Hispania en el contexto de la presencia »germanica« (ss. V-VII). Balance y perspectivas. Actas
de la Mesa Redonda hispano-francesa celebrada en la Universidad Autónoma de Madrid (UAM) y Museu Arqueológico
Regional de la Comunidad de Madrid (MAR) 19/20 diciembre
2005 (Oxford 2006) 261-272 bes. 269-270 Abb. 3-6. – Vgl.
ferner G. Koenig, Zur Gliederung der Archäologie Hispaniens
vom 5. bis 7. Jh. u. Z. [Magisterarbeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 1977] Taf. 7.
26) Eine kürzlich publizierte Röntgenaufnahme lässt das Ornament
besonders gut erkennen: I. Arias / L. Balmaseda / Á. Franco /
F. Novoa / C. Papí / S. Díaz, Caracterización de las piezas de
oro de la necrópolis visigoda de Castiltierra. In: Anejos de
Archivo Español de Arqueología 22 (Madrid 2004) 310 Taf. 5.
27) Aufleger (Anm. 5) 108-112.
28) Koenig (Anm. 15) Taf. 62a.
29) Vgl. dazu Balmaseda (Anm. 25) 269-270 Abb. 4-5.
30) Freundliche Mitt. von L. Balmaseda, Madrid, wofür ihm auch
an dieser Stelle herzlich gedankt sei.
31) Zum Schnallentyp vgl. Ebel-Zepezauer (Anm. 15) 61-62. 63
Abb. 13,1 (Typ Krainburg/Mindelheim). – Zur Form Krainburg
vgl. G. Fingerlin, Eine Schnalle mediterraner Form aus dem
Reihengräberfeld von Güttingen. Bad. Fundber. 23, 1967,
159-184. Aufgrund der beiden abgetrennten ovalen Schlussfelder handelt es sich um eine Variante des Typs Krainburg.
Zur Chronologie einer verwandten Schnalle aus Stein am
Rhein vgl. A. Burzler, Die frühmittelalterlichen Gräber aus der
Kirche Burg. In: M. Höneisen (Hrsg.), Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees (Basel 1993) 202-204. – Chronologische
Einordnung auf der Iberischen Halbinsel: Nivel IV nach Ripoll
(Anm. 18), 57 Abb. 3.
32) A. Molinero Pérez, Aportaciones de las excavaciones y hallazgos casuales (1941-1959) al Museo Arqueológico de Segovia
(Madrid 1971) Taf. 82 Abb. 2.
33) Für die vorab gewährten Informationen zu Grab 222 bin ich
A. Jepure, Madrid, zu Dank verpflichtet.
34) Ebel-Zepezauer (Anm. 15) 21.
35) Vgl. W. Menghin, Das Schwert im frühen Mittelalter (Stuttgart
1983) 145-151.
36) W. Leitz, Das Gräberfeld von Bel-Air bei Lausanne (Lausanne
2002) Taf. 38,1-5.
Zusammenfassung / Abstract / Résumé
Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt? Zu den goldenen Pressblechbeschlägen
aus dem Museu d’Arqueologia de Catalunya
Drei goldene, U-förmige Pressblechbesätze aus dem Museu d’Arqueologia de Catalunya wurden vor wenigen Jahren
als möglicher Besatz eines vielteiligen Gürtels angesehen. Ihre Form entspricht vergleichbaren byzantinischen Beschlägen solcher Gürtel und auch die Ikonographie (Greif und Fisch) verweist auf ostmediterrane Vorlagen. Trotzdem darf
ihre Herstellung auf der Iberischen Halbinsel vermutet werden. Hierauf deuten zeitgleiche hispanische Schnallen mit
ähnlicher, aber stärker überformter Ornamentik. Die U-Beschläge wurden sehr wahrscheinlich nicht für einen vielteiligen Gürtel, sondern als Besatz eines Leib- oder Spathagurtes verwendet. Dies ergibt sich über den Vergleich mit zwei
anderen, etwas älteren Sätzen zu je drei Beschlägen aus Castiltierra Grab 211 und Madrona Grab 222.
Multipartite belt or spatha strap? On the die-impressed golden fittings from the Museu d’Arqueologia
de Catalunya
A few years ago three golden U-shaped die-impressed fittings from the Museu d’Arqueologia de Catalunya were interpreted as possible fittings of a multipartite belt. Their shape corresponds to similar Byzantine fittings of such belts and
the iconography (griffin and fish) also points to eastern Mediterranean originals. Nevertheless it has to be assumed that
they were produced on the Iberian Peninsula. This is indicated by contemporary Hispanic buckles with similar but less
distinctly moulded ornaments. The U-shaped fittings were probably not used for a multipartite belt, but for a harness
or a spatha strap. This results from the comparison with two other slightly older sets each consisting of three fittings
from Castiltierra grave 211 and Madrona grave 222.
M. S.
Ceinture composée ou ceinture de Spatha? Les décors imprimés du Museu d’Arqueologia de Catalunya
Trois éléments en forme de U en tôle d’or imprimée du Museu d’Arqueologia de Catalunya ont été interprétés comme
des éléments d’une ceinture composée. Leur forme correspond à des décors de ceintures byzantines comparables,
également au niveau de l’iconographie (griffon et poisson) qui renvoie à des modèles en provenance de l’est méditerranéen. Une production sur la péninsule ibérique peut cependant être proposée, vu les boucles de ceinture hispaniques contemporaines qui présentent une ornementation proche bien que plus marquée. Les éléments en forme de U
ne proviennent donc probablement pas d’une ceinture composée mais de la garniture d’une ceinture de Spatha. Ceci
semble confirmé par la comparaison avec deux autres séries légèrement plus anciennes de trois éléments en provenance de la tombe 211 de Castiltierra et 222 de Madrona.
L. B.
Schlüsselwörter / Keywords / Mots clés
Spanien / Frühmittelalter / Westgoten / Pressblechbeschlag / Tier- und Rankenornamentik / Leibgurt
Spain / early Middle Ages / Visigoths / repoussé foil fitting / animal style / tendril ornaments / harness
Espagne / Haut Moyen-Âge / Wisigoths / décor imprimé / ornement animalier / motifs rampant / ceinture
Christoph Eger
c/o Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie
und Provinzialrömische Archäologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
Geschwister-Scholl-Platz 1
80539 München
chr_eger@yahoo.de
ARCHÄOLOGISCHES KORRESPONDENZBLATT 38 · 2008
125
INHALTSVERZEICHNIS
Luise Hemmann, Clemens Pasda, Dirk Vökler, Ölknitz, Jena, Rothenstein –
Drei Fundstellen des Magdaléniens im Saale-Tal in Thüringen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1
Jörg Orschiedt, Jan F. Kegler, Birgit Gehlen, Werner Schön, Flora Gröning, Die Blätterhöhle
in Hagen (Westfalen) – Vorbericht der ersten archäologischen Untersuchungen. . . . . . . . . . . . . . 13
Dušan Hovorka, Ján Spišiak, Tomáš Mikuš, Aeneolithic jadeitite axes from western Slovakia –
Raw material and transportation aspects . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Marie Laroche, Paul Ambert, Valentina Figueroa-Larre, Veronika Klemm,
Salvador Rovira Lloréns, Michael Prange, Le Launacien dans le sud de la France:
L’exemple du dépôt de Bautarès (Fontès, dép. Hérault) et ses relations
avec le district minier de Cabrières-Péret . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Wieland Wienkämper, Ein Fundplatz mit Siedlungsspuren der älteren
und jüngeren vorrömischen Eisenzeit in Hamm-Herringen, Ortsteil Isenbeck,
kreisfreie Stadt Hamm (Westfalen) – Vorbericht über die Ausgrabungen 2005 . . . . . . . . . . . . . . . 61
Miloš Čižmář, Latènezeitliche bronzene Hand- und Fußanhänger aus Mähren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81
Ernst Künzl, Der Adler und die Kobra – Ein seltenes Motiv im römischen Waffendekor . . . . . . . . . . . . 87
Krešimir Matijević, Ein neues Matronenheiligtum in Rheinbach-Flerzheim,
Rhein-Sieg-Kreis (Germania Inferior) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97
Thomas Schmidts, Bendeguz Tobias, Blasebalg- statt Strahlrohr –
Bemerkungen zu einem Fundstück aus dem Burgus Jülich-Kirchberg (Kr. Düren) . . . . . . . . . . . . 103
Christoph Eger, Vielteiliger Gürtel oder Spathagurt? Zu den goldenen Pressblechbeschlägen
aus dem Museu d’Arqueologia de Catalunya . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115
Uwe Gross, Seltene Keramikformen und regionsfremde Warenarten – Funde des frühen
und hohen Mittelalters aus einer Wüstung am östlichen Stadtrand von Mannheim . . . . . . . . . . 127
Michael Doneus, Christian Briese, Thomas Kühtreiber, Flugzeuggetragenes Laserscanning
als Werkzeug der archäologischen Kulturlandschaftsforschung –
Das Fallbeispiel »Wüste« bei Mannersdorf am Leithagebirge, Niederösterreich . . . . . . . . . . . . . 137
ISSN 0342-734X
Römisch-Germanisches
Zentralmuseum
Forschungsinstitut für
Vor- und Frühgeschichte
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NEUERSCHEINUNGEN
Gerhard Bosinski
Tierdarstellungen von Gönnersdorf
Nachträge zu Mammut und Pferd
sowie die übrigen Tierdarstellungen
Monographien des RGZM
Band 72 (2008)
176 S. mit 108 Abb.,
170 Taf. und 3 Farbtaf.
ISBN 978-3-88467-117-7
90,– €
Auf den Schieferplatten des Fundorts Gönnersdorf wurden 275 Tierdarstellungen erkannt. Am häufigsten sind Pferd (79) und Mammut (76) abgebildet, denen bereits der fünfte Band der Schriftenreihe Gönnersdorf gewidmet war.
Der vorliegende Band enthält neben einigen Nachträgen dazu vor allem die
Beschreibung der Bilder von Nashörnern (17), Cerviden (16), Rindern (14),
Steinböcken (8), Saiga-Antilopen (4), Bären (6) und Wölfen (3) sowie eines
Löwen. Bemerkenswert sind die vielen Zeichnungen von Vögeln (22) und
die Darstellungen von Robben (13) und Meeresschildkröten (2). Hinzu kommen Fische (4) und ein Frosch.
Die Tiere sind lebendig und mit vielen Details wiedergegeben. Die unterschiedliche Verteilung der Bilder auf dem Fundplatz – Mammut, Nashorn
und Robben in Konzentration I, Pferde und Vögel vor allem in Konzentration IIa – spiegelt unterschiedliche Traditionen der aus verschiedenen Regionen stammenden Menschengruppen wider.
Einige Kompositwesen entstammen nicht der Natur, sondern der Vorstellungswelt der damaligen Menschen.
Martina Sensburg · Frank Moseler
Die Konzentrationen IIb und IV des
Magdalénien-Fundplatzes Gönnersdorf
(Mittelrhein)
Monographien des RGZM
Band 73 (2008)
176 S. mit 43 z.T. farbigen Abb.,
13 Tab. und 62 Plänen
ISBN 978-3-88467-120-7
44,– €
Der Magdalénien-Fundplatz Gönnersdorf bietet aufgrund seines Fundreichtums und der außergewöhnlich guten Erhaltung einzigartige Möglichkeiten
der räumlichen Analyse eines jungpaläolithischen Siedlungsareals. Während die Konzentration IV bereits Gegenstand einer 1997 erschienenen Untersuchung war, handelt es sich bei Konzentration IIb um eine bislang unerforschte Siedlungsstruktur.
Die Konzentration IIb stellt eine Teilfläche der Großkonzentration II dar, deren zentrale Siedlungsstruktur (Konzentration IIa) bereits 2007 ausführlich
behandelt wurde (Monogr. RGZM 69). Im Vordergrund steht nun, sowohl
die Funktion der Siedlungsstrukturen in Konzentration IIb als auch ihr zeitliches und räumliches Verhältnis zu den benachbarten Konzentrationen IIa
und III zu klären.
Eine erneute räumliche Analyse von Konzentration IV erschien sinnvoll, da
sich besonders digitale Analyseverfahren seit der Erstbearbeitung erheblich
verfeinert haben und nun einige vormals unbehandelte Teilaspekte untersucht werden konnten. Das führte hinsichtlich der Beziehung zwischen
latenten und evidenten Befunden sowie der Artefaktherstellung in K–IV zu
detaillierten Ergebnissen.
Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Mainz
Ernst-Ludwig-Platz 2 · 55116 Mainz · Tel.: 0 61 31 / 91 24-0 · Fax: 0 61 31 / 91 24-199
E-Mail: verlag@rgzm.de · Internet: www.rgzm.de
Neuerscheinungen
Monographien des RGZM
G. Scharrer-Liška
Die hochmittelalterliche Grafitkeramik in Mitteleuropa und ihr Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte
Band 68 (2007); 191 S., 42 Abb., 76 z.T. farbige Taf.
ISBN 978-3-88467-109-2
€ 90,–
M. Sensburg
Die räumliche Organisation der Konzentration IIa
von Gönnersdorf
Band 69 (2007); 231 S., 113 z.T. farbige Abb., 1 Beil.
ISBN 978-3-88467-110-8
€ 64,–
B. Cech
Spätmittelalterliche bis frühneuzeitliche
Edelmetallgewinnung in den Hohen Tauern
Montanarchäologische Forschungen im Bockhartrevier,
Gasteiner Tal (Bundesland Salzburg)
Mit einem Beitrag von Georg Walach
Band 70, 1 u. 2 (2007); 611 S., 520 Abb.,
24 Farb-Taf., 1 Beil.
ISBN 978-3-88467-113-9
€ 90,–
Th. Zimmermann
Die ältesten kupferzeitlichen Bestattungen
mit Dolchbeigabe
Archäologische Untersuchungen in ausgewählten
Modellregionen Alteuropas
Band 71 (2007); 179 S., 70 Abb.
ISBN 978-3-88467-114-6
€ 55,–
Kataloge Vor- und
Frühgeschichtlicher Altertümer
M. Vogt
Spangenhelme. Baldenheim und verwandte Typen
Band 39 (2006); 322 S., 108 Abb., 59 Taf.,
8 Farbtaf., 22 Beilagen
ISBN 978-3-88467-100-9
€ 90,–
Th. Zimmermann
Die bronze- und früheisenzeitlichen Troiafunde
der Sammlung Heinrich Schliemann
im Römisch-Germanischen Zentralmuseum
Band 40 (2006); 114 S., 15 Abb., 40 Taf.
ISBN 978-3-88467-104-7
€ 40,–
RGZM – Tagungen
A. Belmont u. F. Mangartz (Hrsg.)
Mühlsteinbrüche. Erforschung, Schutz und Inwertsetzung eines Kulturerbes europäischer Industrie
(Antike -21. Jahrhundert)
Band 2 (2006); 262 S., 158 Abb., 11 Farbtaf.
ISBN 978-3-88467-105-4
€ 40,–
Mosaiksteine. Forschungen am RGZM
B. Pferdehirt (Hrsg.)
Die Entstehung einer gemeinsamen Kultur
in den Nordprovinzen des Römischen Reiches
von Britannien bis zum Schwarzen Meer
Das EU-Projekt »Transformation«
Band 3 (2007); 47 S., 140 meist farbige Abb.
ISBN 978-3-88467-112-2
€ 15,–
Ausstellungskataloge
S. Gaudzinski-Windheuser, R. Höfer u. O. Jöris (Hrsg.)
Wie bunt war die Vergangenheit wirklich?
Ganz Alt – die Archäologie des Eiszeitalters,
umgesetzt von Otmar Alt
Eine ungewöhnliche Gegenüberstellung von jägerischer
Archäologie und zeitgenössischer Kunst
(2007); 103 S., 71 meist farbige Abb.
ISBN 978-3-88467-107-8 (Sonderpreis an der
Ausstellungskasse und für Mitglieder € 13,50) € 18,–
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